“Jeder mit gesundem Menschenverstand ist Antifaschist“

Civil Courage (v. l. Dr. Oste (Bass), Klose (Gitarre), Zille (Gesang) und Merschi (Schlagzeug) | Photo: copyright Heike Huntemann

Ein Interview von Christina Angrabeit

Lähden / Stade. Civil Courage ist eine Punk-Rock Band aus dem Emsland. Bestehend aus Zille (Gesang), Klose (Gitarre), Dr. Oste (Bass) und Merschi (Schlagzeug). Anlässlich ihres 30 jährigen Bandjubiläums und des anstehenden neuen Musikvideos zur Single ‚Mein Papa hat ’ne Rockband‘ führte ich ein Telefoninterview mit dem Civil Courage Gitarristen Klose. Warum die Polizei bei machen ihrer Festivals auftauchte, was sie in einem Horrorhaus erlebten und vieles mehr, erfahrt ihr im folgendem Interview.

CA: Civil Courage gibt es bereits seit über 30 Jahren. Wie lautet eure Bandgeschichte? Wie habt Ihr euch kennen gelernt?

Klose: Ja, also unser Schlagzeuger Merschi und ich haben damals Musik gemacht. Merschi hatte ein Schlgzeug zu Weihnachten bekommen und ich hatte mir dann eine Gitarre gekauft. Und wir wollten Musik machen und das haben wir dann auch  in die Tat umgesetzt. Irgendwann hatten wir beschlossen eine richtige Band zu gründen. Daraufhin haben wir unseren Sänger, der ein paar Jahre älter war, damals in unserem Dorf getroffen und ihm unseren Plan verkündet. Der fand das sofort cool. Er wollte dann auch augenblicklich mitmachen. Erstens, weil er zwei Jahre älter war und zweitens hatte er einen Mofa-Führerschein. Somit konnte er Bier kaufen. (lacht) So ist das entstanden. Später hatten wir uns dann zum Baden gehen im Freibad verabredet, um den Bund zu besiegeln. Unterwegs beim Eingang der Haselünner Kirche haben wir uns nebenan Bier gekauft, uns zugeprostet und  gesagt, so wir sind jetzt Civil Courage. Ihr könnt uns alle mal zweimal!  

CA: Und der Sänger ist immer noch derselbe?

Klose: Ja. Wir haben nur noch in der Zeit danach einen Bassisten dazu geholt.

CA: Und das ist dann auch noch immer eure Originalbesetzung?

Klose: Jein, denn der Bassist hat ein paar mal gewechselt. Also wir hatten erst einen anderen Bassisten, aber der jetzige ist aber schon ziemlich lange dabei. Er ist halt unser Dr.

CA: Was war in Eurer 30 jährigen Bandgeschichte das absolute Highlight?

Also das Highlight waren definiv unsere Festivals. Wir machen ja regelmäßig das ‚Schnick Schnack Festival‘ und das war schon immer sehr spektakulär. (Anmerkung: zum Schnick Schnack Festival kommt im Laufe des Interviews noch eine spezielle Frage) Da waren allerdings auch noch andere Highlights , wie Auftritte mit anderen Bands und größere Festivals. Man hat schon so einiges erlebt.

CA: Wer von Euch hatte die Idee zum Musikvideo ‚Kopf Oder Zahl‘? Und wie lautet die Hindergrundgeschichte zum Video?

Klose: Das Lied hat unser Bassist Dr. Oste geschrieben. Circa 80 Prozent der Lieder schreibe ich (Klose), und Dr. Oste unser Bassist, den Rest. Wobei uns unser Sänger Zille immer wichtige Ideen liefert. Der Dr. hat also den Song geschrieben und wir fanden ihn auch alle richtig cool. Wir haben ihn dann zusammen arrangiert. Und irgendwann, als er schließlich so ziemlich saß, hatte ich die Idee da vielleicht mal ein Musikvideo von zu machen. Anschließend habe ich den anderen erzählt, wie ich mir das vorstelle, in so einem Horrorhaus. Als ich schon anfing zu reden, kamen alle anderen auch sofort mir ihren Ideen. Darauf hin haben wir dazu ein Drehbuch geschrieben und dieses zusammen mit unseren Plänen unserem Videoteam geschickt. Die waren auch sofort begeistert, die haben dann noch etwas dazugedichtet und hatten auch noch selbst sofort 1000 Ideen. Eigentlich war das insgesamt eine coole Aktion, weil alle Bock darauf hatten.

CA: Darf man denn wissen, wo sich das Horrorhaus befindet?

Klose: Das Horrorhaus ist in einem Nachbardorf bei uns in der Gegend (nähe Lähden, Emsland). Das kannte der Chef unseres Videoteams Terrafolio. Er hat viele Connections und er meinte: Ich kenne jemand, der ein ganz altes ekliges Haus hat und da frag mich mal nach. Und gesagt, getan…. wir haben dann den Tatort besichtigt (lacht) und waren alle sofort gegeistert. Das war so spooky da drin und so abgef****, man kann sich das gar nicht vorstellen. Unser Sänger ist dort einmal fast  in den Boden eingesunken beim Drehen.

CA: Oha!

Klose: Ja, der war da irgendwie am rumlaufen beim Dreh, hat gegen die Treppenhauswand getreten, die sich daraufhin aufgetan hat. Da waren Holzbretter und er ist da so reingerutscht. Wir haben ihn dann festgehalten, sonst wäre er in den Keller gerutscht! Gibt es sogar noch krasse Outtakes von.

CA: Gott sei dank ist ihm nichts passiert!

CA: Die Instrumente etc. konntet ihr aber noch daraufstellen und da ist nun nicht der Boden eingebrochen?

Klose: Nein, wir haben das  gesichert. Wir haben erst geguckt, wo man gehen kann. Das ganze Haus konnten wir allerdings nicht anschauen. Nach oben konnten wir nicht und in den Keller schon mal gar nicht. Der war voll mit Wasser. Also so richtig Tanz der Teufel mäßig. Ausserdem ein Mücken-Paradies Deluxe .

CA: Also war da wohl anscheinend schon lange keiner mehr.

Klose: Nein. Das Geile, was man allerdings noch erwähnen muss ist, dass es hier im Emsland zwei Frauen gibt, die die Moormaids heißen. Die machen ganz abgefahrene unvergleichliche Kunst und Fotos. Weil es hier im Emsland ja viel Moor gibt. Und weil wir die gut kennen, haben wir eine der Moormaids dazu geholt. Juliane ist leider kürzlich verstorben, deswegen haben wir das ganze Video auch Juliane und den Moormaids gewidmet. Sie hatte das Ganze auch in Szene gesetzt, ist durchs Haus gehuscht, hat überall Utensilien hingepackt und hat Blut an die Wand gespritzt. Das war nachher wirklich unheimlich, aber auch cool zugleich.

Wie schon gesagt, ist sie leider verstorben. Das war schon ein Schock für uns. Immer wieder, wenn wir den Song live spielen, spielen wir ihn für Juliane. Weil sie echt einen ganz großen Anteil dadran hatte, dass das Video so gut geworden ist.

CA: Arbeitet ihr derzeit an einem neuen Album?

Klose: Ja, daran arbeiten wir schon länger. In der Corona-Zeit sind wir schon angefangen und diesmal haben wir auch unsere Vorangehensweise geändert. Sonst haben wir das immer so gemacht, dass wir zehn Stücke geschrieben haben, sind ins Studio gefahren und haben diese aufgenommen. Jetzt machen wir das so, dass wir das etappenweise machen. Also wir haben schon fünf Stücke aufgenommen und jetzt nehmen wir hin und wieder mal einen Song auf und das geht eigentlich ganz gut voran. Eventuell können wir so dann Ende des Jahres sogar ein ganzes Album rausbringen. So ist unser Plan.

CA: Vor kurzem hattet Ihr euer emotionalstes und wichtigstes Konzert in eurer Laufbahn. Bei der Gedenkstätte Esterwegen. Erzähl doch bitte etwas darüber.

Klose: Ja, das war die Idee von unserem Sänger. Der kam bei uns in den Proberaum und hat gesagt : Ey Jungs, ich hab eine Idee. Wir könnten das Lied ‚Die Moorsoldaten‘ nachspielen. Also covern. Aber  keiner war so wirklich begeistert. Wir meinten dann: Oh ne Zille, das Lied wurde doch schon 100000 mal nachgespielt usw. Er hat uns dann erläutert: Ja, ihr habt Recht, das wurde schon von den Toten Hosen aus Düsseldorf gecovert,Hannes Wader und von überall deutschlandweit. Aber das Lied kommt aus Börgermoor bei Esterwegen im dem Emsland, dort war das Lager , wo auch das Lied entstanden ist. Und es hat noch keine emsländische Band dieses Lied gecovert. Dann wurden wir alle so ein bißchen hellhörig, aber noch war  keiner  davon wirklich überzeugt. Wir haben das Lied dann einfach mal angespielt und irgendwie war da sofort so eine Magie. Von da an haben wir sofort gewusst,wir müssen das machen. Zille war Feuer und Flamme und hat uns alle mitgezogen . Dann haben wir es aufgenommen und beim Aufnehmen haben wir gedacht, das Lied hat so viel Bedeutung, da müssen wir auch ein Video zu machen. Das Video haben wir dann an den Originalstellen am Moor gedreht, wo damals das Lager stand.

CA: Und das Video ist bereits online?

Klose: Das Video kann man auf YouTube sehen. ‚Die Moorsoldaten‘ von Civil Courage. Das hatte dann eingeschlagen wie eine Bombe und alle fanden das gut. Unsere ganzen Freunde waren von unserer Version begeistert. Wir hatten dann auch den Lähdener  Männerchor aus unseren Dorf mit dazu geholt, die haben das Lied im Studio mit eingesungen. Es ist unserer Meinung nach ziemlich gut geworden, wir sind ziemlich stolz darauf. Das hatte dann einen Auftritt zur Folge. Weil in der Gedenkstätte in Esterwegen in der Nähe von Bürgermoor, wo damals das Lager war, zwei Verdienstkreuze verliehen werden sollten, an zwei ältere Herren, die so um die 70 bis 80 Jahre alt sind. Beide haben nämlich damals ganz ganz viel Aufklärungsarbeit geleistet. Sie haben diese Gedenkstätte überhaupt erst mit  ins Leben gerufen. Auf jeden Fall sollte ihnen dort dieses Kreuz vom Landkreis verliehen werden. Die beiden älteren Herren haben sich daraufhin gewünscht, dass wir dann nach der Verleihung das Moorsoldatenlied spielen. Wir fühlten uns natürlich sofort richtig geehrt. Wir haben uns gefreut, dass die unser Lied hören wollten. Da es, wie schon erwähnt, sicher um die 100 verschiedene Versionen von anderen Bands gibt. Also sind wir dort hingefahren und haben das dort vorgetragen. Das war echt gänsehautmäßig.

CA: Ich hatte auch die Fotos dazu auf Instagram gesehen.

Klose: Ja, genau. Also das war wirklich etwas ganz anderes. Da waren wirklich viele wichtige Leute. Der Landrat und weitere Zuschauer saßen dort alle ganz fein angezogen und seriös in einem großen Raum. Und dann kamen wir da reingetrudelt (lacht). Wie wir immer sind. Wir haben uns deswegen natürlich nicht verstellt . Wie immer. Wussten aber um die Bedeutung des Abends und des Liedes. Allerdings sind wir nicht so durch die Gegend gesprungen, wie wir es sonst machen. Sondern eher gefasst. Das war dann total emotional. Die beiden Herren sind dann auf uns zugekommen und haben sich gefreut, dass wir da sind. Das Lied haben wir dort live vorgetragen und es hat sogar für einige Tränen gesorgt. Dort waren auch viele  ältere Menschen, deren Freunde, Leute von der Gedenkstätte,  jüngere Personen und natürlich – die Presse. Irgendwie hatte man dort Gänsehaut. Weil wir genau da das Lied vorgetragen haben, wo das damals alles passiert ist. Das war schon ziemlich emotional und auch schön.

CA: In 1997 habt ihr das Schick Schnack Festival ins Leben gerufen. Wie lautet die Story dahinter?

Klose: Die Story dahinter ist, dass wir zu erst die Band gegründet haben. Und zwar nicht, damit wir den Leuten gefallen, sondern wir hatten gedacht, ja muss man so sagen: F**** euch alle. Wir wollten unsere Ruhe haben, haben uns bei uns auf dem Land abseits von jedem Trubel  in den Proberaum verzogen und haben Musik gemacht, hatten unseren Spaß und wollten von dem anderen Rest des Planeten möglichst nichts mitkriegen. Wir wollten einfach unsere Musik machen und Bier trinken. Irgendwann haben wir dann gedacht: Mensch alle Bands spielen immer auf irgenwelchen Festivals und uns kannte ja keiner. Zudem hatten wir nicht den besten Ruf. (lacht) Wir konnten auch nicht viel. Dann haben wir uns gedacht: Die können uns wirklich mal alle am A**** lecken, wir machen einfach unser eigenes Festival, laden einfach unseren eigenen Leute ein und treten auf. Das war dann der Gedanke. Daraufhin haben wir überall in der Umgebung die Wiesen gecheckt und ein paar Bauern gefragt und hin und her… Irgendwann haben wir dann unser erstes Schnick Schnack Festival in unserem Nachbardorf in Herzlake statt finden lassen. Dort sind ungefähr 20 Bands aufgetreten und es war mit 500-600 Leuten gut besucht. Das alles war unangemeldet und frei Schnauze. Wir hatten dort eine Riesenbühne aufgebaut, weil viele von uns und von den befreundeten Bands, sind Handwerker. Dann haben wir da zwei Tage lang Vollgas gegeben. Jeder, der spielen wollte, konnte spielen. Die Polizei war auch  dreimal am Tag da. (lacht)

CA: Drei Mal am Tag war die Polizei da?

Klose: Da es eine Privatwiese war, konnten die uns nicht viel. Das war alles noch beim ersten Festival im Rahmen. Beim zweiten Mal haben sie es allerdings abgebrochen. (lacht)

CA: Also hatte sich irgendjemand beschwert?

Klose: Ja, beim zweiten oder dritten Mal hatten wir das Festival in einem anderen Dorf veranstaltet. Weil es nach dem ersten Mal in Herzlake nicht mehr ging. Dann kam wiedermal die Poliei und hat das ganze Spektakel gestoppt. Der Veranstaltungsort war in der Nähe eines Naturschutzgebietes nahe der Hase (Fluss) und es gab auch Beschwerden von einer angrenzenden Siedlung wegen der Lautstärke. Was für uns aber kein Problem war. Selbstverständlich haben wir alle Warnungen und Ansagen ignoriert. Folgerichtig und mit Ansage wurden wir dann angezeigt und das Festival abgebrochen.

CA: Hattet ihr eine hohe Strafe erhalten?

Klose: Ja, für uns damals schon. Wir waren insgesamt circa neun Veranstalter und jeder muste damals 80 DM bezahlen. Das war für uns schon eine Stange Geld.

CA: Ja, wenn das jeder bezahlen muss, dann schon.

Klose: Ja, jeder aus seiner privaten Kasse. Es ging uns damals nicht um Geld. Wir haben das nie für Geld gemacht. Wir haben einfach eine Bühne aufgestellt, Musik gemacht und eine Party gefeiert. Zudem haben wir haufenweise Bands eingeladen. Später wurde das auch immer größer. Da kamen dann auch richtig bekannte Bands hin, die da unbedingt spielen wollten. Das war schon cool.

CA: Und das Schnick Schnack Festival gibt es immer noch?

Klose: Ja, nach dem fünften oder sechsten mal war uns das irgendwie alles zu stressig geworden. Dann haben wir das circa zehn Jahre lang nicht veranstaltet. Und jetzt vor circa fünf Jahren haben wir uns gesagt: Ey, lass uns das doch mal wieder machen, aber dieses Mal professionell. Dann haben wir das professionell aufgezogen und das riesengroß mit 1200 Besuchern, mit Karten und Bands, wie J.B.O., Extrabreit und Zwakkelmann .

CA: Das hört sich cool an!

Klose: Ohne eine befreundete Firma hier aus Lähden hätten wir das nie so groß machen können. Die darfst du auch gerne erwähnen. Stax Audio. Die haben uns auf jeden Fall geholfen das Festival zum ersten Mal professionell zu veranstalten. Wir hatten gar nicht die finanziellen Mittel dafür. Wir wollten einfach nur den Kult aufrechterhalten. Hauptsache es wird ein geiles Festival, wir müssen uns nicht verbiegen und es läuft so, wie wir uns das vorstellen. Ja, und das hat geklappt.

CA: Und dieses Jahr gibt es wieder ein Festival?

Klose: Ja, letztes Jahr hatten wir unser 30 jähriges Band-Jubiläum. Da hatten wir auch ein Festival gemacht. Und da das so geil war und so gut geklappt hatte, machen wir das dieses Jahr noch einmal. Aber dieses Jahr komplett alleine. Das heißt, nur die Band und Freunde. Wie früher. Auf einer Wiese, aber professionell. So circa mit 800 bis 1000 Zuschauern.

CA: Ihr scheint euch sehr für Benefiz-Konzerte zu engagieren. Wie es euer Bandname schon allein aussagt. Legt Ihr einen besonderen Wert darauf, auf Benefiz-Konzerten aufzutreten?

Klose: Ich muss das so sagen, der Bandname ist damals eher durch Zufall entstanden. Ich hatte damals zuhause einen LP Sampler, eine nummerierte Platte, Nummer Sieben. Keine Ahnung wie viel es davon gab. Da waren zehn Bands drauf. Der Sampler hieß Zivil Courage mit Z geschrieben. Ich und unser Schlagzeuger Merschie fanden den Namen so cool und meinten: Ey Zivil Courage, das wäre doch ein guter Bandname! Aber wir schreiben das Beides mit C meinte Merschi. Und seitdem haben wir das dann so geschrieben. Allerdings hatten wir uns über die Bedeutung zu dem Zeitpunkt keine Gedanken gemacht. Darüber wurden wir uns eher später bewusst. Zivil Courage bedeutet ja eher etwas Gutes. Im Laufe der Zeit haben wir dann bemerkt, das passt teilweise sehr gut zu dem was wir machen. Zum Beispiel die Konzerte. Ganz besonders für Kinder. Für ein Kind haben wir extra ein Spendenkonzert gemacht. Irgendwie macht uns sowas Spaß. Das gibt dem Ganzen einen Sinn. Nicht einfach nur irgendwo auftreten, das war noch nie unser Ding. Wir mögen es gern, wenn es einen Sinn ergibt. Wenn man damit etwas bewirken kann.

CA: Seid ihr denn damals im Krankenhaus aufgetreten? Bei dem Kind, das das neue Herz bekam oder wie habt ihr das gemacht?

Klose: Nein, das Kind das lag im Krankenhaus. Wir haben ein Konzert bei uns im Ort veranstaltet. Das Kind kam aus dem Nachbardorf. Der Junge ist heute sehr gut zu frieden und hat das neue Herz gut angenommen.  Ja, und das ist natürlich ganz schlimm für die ganze Familie gewesen. Das Konzert wurde riesig. Das war mega cool, da sind um die 7000 Euro zusammen gekommen. Das war einfach nur geil. Alle hatten da Bock drauf. Das ganze Nachbardorf war natürlich völlig aus dem Häuschen. Jeder hat uns unterstützt. Man musste nachher schon wirklich ganz vielen Leuten absagen, da jeder etwas machen wollte. Einer wollte Würstchen umsonst dort verkaufen, Security wollte umsonst kommen, alle wollten mithelfen. Das war wirklich schön. Es hat alles geklappt und es gab volle Unterstützung von jedem.

CA: Und dem Jungen geht es heute gut?

Klose: Der Körper hat das Herz gut angenommen. Er ist auf jeden Fall heute noch guter Dinge. Ich möchte ihn auch hiermit schön grüßen, unseren Elias. Schöne Grüße von deinen Civis!

CA: Kürzlich hattet ihr einen Videodreh zu eurem neuen Song ‚Mein Papa hat ’ne Rockband‘. In dem Clip spielen Grundschulkinder mit. Wie war deine Erfahrung und wie lief der Dreh ab?

Klose: Ich muss da etwas weiter mit der Erklärung ausholen. Das Lied ist entstanden, weil ich meinen Sohn Matti immer vor meiner Arbeit in den Kindergarten gebracht habe. Es passte immer zu den Arbeitszeiten und wir hatten jeden Morgen immer unsere Rituale, wenn wir uns verabschiedet haben. Irgendwann kam eine Erzieherin auf mich zu und meinte: Sag mal Matthias, du hast eine Rockband? Das war eine Erzieherin, die mich nicht so persönlich kannte. Und ich meinte dann: Ja, warum? Ja, Matti würde das immer sagen. Wenn die Frage kam: Was macht dein Papa denn so von Beruf? Da hat Matti immer drauf geantwortet: Mein Papa hat eine Rockband! (lacht) Das fand ich so witzig und so cool, da habe ich dann einen Songtext zu geschrieben, den habe ich den Jungs dann gezeigt. Alle fanden das dann sofort cool, weil sie auch alle Kinder haben und sie kannten das, dass die Kinder dann und wann sagen: Ja, mein Papa macht auch Musik oder mein Papa hat eine Rock Band. Dann haben wir ein Lied drauß gemacht und das hat so viel Bedeutung für uns, so dass wir uns gesagt haben, da machen wir auch noch ein Musikvideo zu. Erstmal haben unsere Kinder bei den Aufnahmen zu dem Song mitgesungen und das Video wird in drei Teile aufgeteilt.

Einmal haben wir einen Teil live auf unserem traditionellen WeihnachtsKonzert gedreht. Dann haben wir einen weiteren Teil kürzlich der Lähdener Grundschule mit der Klasse meines Sohnes Matti aufgezeichnet und kommenden Sonntag machen wir den dritten Abschnitt in einem Altenheim. (lacht).

CA: In einem Altenheim? Was hat das Altenheim denn für einen Bezug zu dem Song und dem Video?

Klose: Im Prinzip gar keinen wirklichen. Bis auf, dass der Sohn unseres Sängers als Pfleger dort arbeitet. Unser Sänger hatte die Idee, dass wir auch bei seinem Sohn drehen könnten. Weil es einfach cool ist. Dieser Kontast zwischen jung und alt. Es könnte aber auch sein, dass der eine oder andere Bewohner auch einen Rockband Vater hatte. Wer weiß das schon.

CA: Da bin ich ja mal sehr gespannt auf das Video!

Klose: Ja, das wird bestimmt lustig und schön!

CA: Du hattest erwähnt, dass du mit Civil Courage ein exklusives Video für meinem offiziellen Angrabyte Journalism Kanal bei YouTube beitragen möchtest. Auf was dürfen die Leser und Hörer gespannt sein?

Klose: (lacht) Wir können eine kleine Führung durch unseren Proberaum machen. Unsere Schule vielleicht. Da können wir euch rumführen und euch ein paar Sachen erzählen, was wir bislang erlebt haben. Vor allen Dingen haben wir einen riesengroßen Fundus an Geschenken von Schlüpfer bis BH. (lacht) Das wird alles aufgewahrt. Wir schmeißen nichts weg.

CA: Dann ist euer Proberaum sozusagen ein Museum?

Klose: Ja, wenn man da schon mal ist, kann man sich lange dort drin aufhalten, wenn man alles sehen möchte. Und ein Proberaum Bier schmeckt eh am besten.

CA: Dann kann man also auf jeden Fall auch auf dieses Video gespannt sein.

Klose: Ja, das werde ich in die Wege leiten. (lacht) Genau, das machen wir.

(Anmerkung: Das Video aus dem Proberaum vom Civil Courage findet ihr verlinkt unter diesem Interview.)

CA: Möchtest du den Lesern von Angrabyte Journalism etwas mitteilen?

Klose: Bei wem wir nun das Interesse wecken konnten, der kann sich gern bei YouTube umgucken. Dort haben wir einige Songs beziehungsweise Videos. Zudem sind wir sehr bei Facebook aktiv. Auf Instagram sind wir auch vertreten, aber wir können mehr mit Facebook anfangen. Eine Homepage haben wir auch. Dort findet ihr viele Informationen über uns. Auf Facebook erfahrt ihr immer die neuesten Konzertdaten. Wir freuen uns immer neue Leute zu sehen, die wir vorher noch nicht kannten.

CA: Stehen demnächst neue Konzerte an?

Klose: Wir haben einen ganzen Haufen Konzerte demnächst, die wir alle auf unserer Seite veröffentlichen werden. So eine Tour am Stück machen wir nicht. Das können wir auch gar nicht, da wir alle arbeiten. Wir leben da auch nicht von. Die Band ist zwar eine Lebensaufgabe, aber keiner lebt davon. Unser Spruch heißt immer: Wenn wir davon leben würden, wären wir jetzt tot. (lacht) Das war natürlich Spaß. (lacht)

CA: Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?

Klose: Unsere Musik beschreiben wir als Punk-Rock. Wir kommen aus der Punk-Ecke, wir waren früher selber so kleine Punker, aber wir waren nie Assi-Punker. Wir haben immer gearbeitet und es ist die Musik ist unser Hobby. Zudem sind wir als Band nicht auf eine Musikrichtung fixiert, wir machen einfach das, was dabei rauskommt. Ich höre privat zum Beispiel viel Ozzy Osbourne und Pantera. Also mehr Metal. Unser Schlagzeuger hört zum Beispiel In Extremo gern. Unser Bassist ist eher so der Englisch-Punk Fan. Unser Sänger ist eher so auf der deutsch Punk Schiene mit Daily Terror etc. Im Großen und Ganzen machen wir einfach Rock-Musik. Jetzt nun auch nicht unbedingt total politisch. Civil Courage setzt sich zwar gegen rechts und Nazis etc. ein, aber wir sehen uns deswegen nun nicht vollkommen links, oder so. Denn es sollte eine Verständlichkeit sein, dass man Antifaschist ist. Meine Oma ist Antifaschist, meine Mama ist Antifaschist, mein Sohn, mein Nachbar… Jeder mit ein bißchen gesundem Menschenverstand ist Antifaschist. Meiner Meinung nach. Das macht uns nun nicht besonders politisch, das macht uns einfach zu normal denkenden Menschen. Uns geht es um den Spaß an der Musik. Ins Extreme gehen wir nicht. Weder links und schon mal gar nicht rechts.

CA: Also würdet Ihr euch nicht als links bezeichnen?

Klose: Ja, wenn dann eher so ein Hauch links natürlich. Weil wir auch aus der Ecke kommen. Aber wir waren da nie so ganz radikal. Eher so die Mitte. Total gegen rechts und links offen….so könnte man es beschreiben. Wir haben viele linke Freunde, sind öfters in der Punker-Szene unterwegs und das auch gerne. Weil diese Leute einfach nicht negativ sind. Die sind meistens viel viel offener. Es gibt natürlich auch extreme Linke, die uns auf den Keks gehen, aber das kommt selten vor. Alles Extreme finde ich Sch**** und der Rest der Band auch. Was uns zu extrem ist, machen wir erst gar nicht mit. Das Ganze muss auch Herz und Verstand haben. Blinden Aktionismus finden wir sch****. Lieber machen wir etwas für Kinder, gegen Mobbing oder Spenden-Konzerte. So etwas finden wir viel wichtiger als Straßenschlachten oder gegen die Polizei und all so einen Quatsch. Solche Musik, die in diese Richtung geht, habe ich als Jugendlicher auch gehört. Bands wie Slime etc. und so weiter…. Aber ich habe manche Texte nie so wortwörtlich genommen. Dass ich Steine auf Polizisten geworfen habe, soweit ist es nie gekommen. So etwss verurteile ich auch stark. Man sollte auch schon so ein bißchen sein Hirn einschalten, bevor man etwas kaputt macht.

CA: Man möchte doch auch nachher ein Vorbild für die Kinder sein.

Klose: Ja, das natürlich auch. Wir sind schon verrückt genug. Wenn wir Konzerte geben, dann ist da eh kein Kindergarten. Das geht da wild zur Sache, das ist schon krass genug. Alles andere brauchen wir gar nicht. (lacht) Da wird die Bude so oder so zerstört, egal wo wir ankommen. Da braucht man keine Extremen mehr. (lacht) Die Pis***. (lacht)

CA: Danach ist alles Schutt und Asche, oder wie?

Klose: Wir haben schon Partys gemacht, da dachten wir am nächsten Tag: Oha! Hä doch. Wer zum Teufel macht sowas!? (lacht) Aber das gehört dazu, wie das Proberaum Bier.

CA: Wie sieht denn eure Zukunfsplanung aus?

Klose: Wir werden solange weiter machen, wie wir irgendwie können. Bis man uns mit dem Rollstuhl auf die Bühne schieben muss.

CA: So wie zum Beispiel Ozzy Osbourne, der nun leider seine Tour nicht mehr spielen kann.

Klose: Ja, das ist mein absoluter Lieblingssänger.

CA: Meiner auch.

Klose: Sehr cool !

Das tut mir auch so weh, dass Ozzy nicht mehr kann, wie er will. Legende.  Mein absoluter Lieblingsgitarrist ist natürlich Zakk Wylde.

CA: Der nun auch bei Pantera live mitspielt.

Ja, genau. Was ich noch betonen möchte auf uns bezogen ist, dass wir für niemanden arbeiten. Wir habe keine Plattenfirma, wir haben auch keinen der uns irgendetwas kann. Wir machen alles selber und verdienen damit kein Geld. Geld ist uns s****egal. Wir wollen Spaß haben, wollen damit was bewirken. Wir müssen davon nicht leben, also können uns alle mal am A**** lecken. (lacht) So kann man es auch sagen. Das ist das schöne daran. Wenn ich mir vorstelle, irgendetwas tun zu müssen und jemand sagen würde: “Ey, du musst nächste Woche einen Song schreiben.“ Da hätte ich keinen Bock drauf. Civil Courage schreibt Lieder, wenn es für uns wichtig und notwendig ist. Da uns Gott sei Dank die Ideen nicht ausgehen, haben wir noch 1000 Sachen, die wir noch machen wollen. Da sind noch viele Pläne.

Civil Courage (von links: Dr. Oste, Zille, Merschi und Klose) | Photo copyright: Civil Courage

CA: Darf man etwas von den Plänen erfahren?

Klose: Wir haben noch viele Songs. Ein Lied kann ich bereits ankündigen. Das haben wir fertig geschrieben. Das geht in eine traurige Richtung. Es ist eine Ballade. Freunde von uns haben damals ihr Kind verloren. Auf dieses Thema wird dort eingegangen. Es geht zwar nicht direkt um das Kind, aber das Lied trägt den Namen des Kindes. Es geht im Allgemeinen um das Thema Verlust. Das haben wir auch in dieser Form noch nie gemacht, wir sind aber guter Dinge, dass wir das bringen können.

CA: Wird es den Song in Akustikform geben?

Klose: Ja, auf jeden Fall ruhiger. Wir haben sogar daran gedacht Streicher einzusetzen. Der Text steht zwar schon und das Lied ist halbwegs arrangiert, aber halt noch nicht vollendet. Ich schätze mal, das wird das nächste sein, was wir im Studio aufnehmen werden.

CA: Produziert und mischt ihr auch selbst eure Lieder?

Klose: Nein, wir fahren in ein Tonstudio nach Rhauderfehn Ostfriesland. Und zwar in ein ganz berühmtes Tonstudio, in das Soundlodge Studio. Der Inhaber heißt Jörg Uken, der hat damals schon bei Rumble Militia getrommelt und bei Storm Warrior. Um nur zwei Bands zu nennen. Und der kennt die ganze Musikszene Deutschlands. Überwiegend die Metal-Szene. Aber wir fühlen uns da auch gut aufgehoben, weil wie schon erwähnt, stehe ich sowieso total auf Metal, und er bringt uns den Sound den wir haben wollen. Er ist auch total cool. Total liebe Grüße gehen hiermit raus an Jörg. Er rettet uns immer den musikalischen Ar***. (lacht) Das kann man so sagen. Er hat es voll drauf und deswegen klingen wir so, wie wir klingen.

CA: Gut, dass ich noch nachgefragt habe.

Klose: Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Da fahren wir so gerne hin. Einfach weil er so ein klasse Typ ist und ein cooles Tonstudio hat. Da geben sich wirklich die ganz großen Bands die Klinke in die Hand. Zum Beispiel sind dort Anvil öfters zum Aufnehmen und auch Weckörhead waren schon da. In dem Studio ist eine ganz gewisse Atmosphäre, dort wurde teilweise schon Geschichte geschrieben.

CA: Ich bedanke mich herzlich für deine Zeit und das informative Interview!

Civil Courage im Proberaum | Video Copyright: Civil Courage
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Links:

Webseiten: http://civilcourage.de/

https://www.schnickschnackfestival.de/

Facebook: https://www.facebook.com/civilcourageofficial

YouTube: https://www.youtube.com/@civilcourageoffiziell5147

Spotify: https://open.spotify.com/artist/1p0FIRsjbz0OGMigS0bxlx?si=dj2HkSO7Sc-komLaYX7i8Q

Instagram: https://www.instagram.com/civil_courage/

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